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Christiane Florin

Zorn zum Sonntag


Den Weibern reicht’s. Sie haben nicht demütig danke dafür gesagt, dass sie sieben Jahren lang unter dem Dach des Zentralorgans „Osservatore Romano“ arbeiten durften. Sie sind nicht still gegangen. Sie haben die Redaktionstür so laut zugeknallt, dass der Krach weithin gehört wurde.

Der Marienmonat naht. Die Jungfrau wird dafür gefeiert, dass sie demütig Ja sagte, als der Engel des Herrn das Unmögliche von ihr verlangte. Die römischen Nein-Sagerinnen glauben nicht mehr an das Unmögliche: an die Gleichberechtigung der Geschlechter in der katholischen Kirche. Sie verzichten auf das diplomatische Gesäusel, von wegen, man sei auf einem guten Weg, es gebe doch Frauen in Führungspositionen, die weiblichen Charismen würden hochgeschätzt. Nein. Die Frauenverachtung sitzt gerade in höchsten Klerikerkreisen tief – und sie ist fest in katholischer Lehre und Praxis verankert. Vor einem Jahr berichtete das Magazin über Ordensschwestern, die Klerikern den Haushalt führen. Was als Dienst für Gotteslohn verbrämt wird, nannten die Journalistinnen Ausbeutung. Wie das Gehorsamsgelübde sexuell pervertiert wird, zeigte die Februar-Ausgabe. Die Geschichte über vergewaltigte Nonnen erschütterte die Öffentlichkeit, die Hierarchie simulierte nicht einmal Betroffenheit.

"Wie pervers ist das denn?"

Der Abgang der Redakteurinnen ist Kapitulation und Kampfansage zugleich. Kapitulation, weil die Herren nun wieder unter sich sind. Kampfansage, weil die Journalistinnen Klartext reden. Ganz anders als Päpste und Präfekten, die den Genius der Frau beschwören und ohne rot zu werden von gleicher Würde sprechen. Aber gleiche Würde ist nichts wert, wenn nicht gleiche Rechte folgen. Die Diskriminierung besteht nicht nur darin, dass Katholikinnen nicht Priesterin werden dürfen. Diskriminierend ist, dass grundsätzlich Kleriker Frauen ihren Platz zuweisen. Kaum zu glauben, dass solche Frauenfeinde Menschenfreunde sein sollten. Im westfälischen Rom, in Münster, verlassen Frauen ihren Dienstposten. Sie wollen im Marienmonat Mai eine Woche lang keine Kirche betreten und keinen Dienst für die Kirche tun. Auch sie reden Klartext über Männerbünde, Macht und Missbrauch. Ein Weiberaufstand ist kein Weiberkram: Ein Pfarrer aus dem Oldenburger Land, nicht gerade ein feministischer Hotspot, landete mit einer priesterinnenfreundlichen Predigt einen You-Tube-Erfolg. Ein Pfarrer aus Hessen verabschiedet sich in eine Auszeit mit der bemerkenswerten Frage. "Wir haben Priester und Bischöfe, die Nonnen vergewaltigen, kein Kondom dabei benutzen, weil das verboten ist, dann aber ein Kind nicht zulassen und Nonnen zur Abtreibung zwingen. Wie pervers ist das denn?"

Im Gehorsam gegenüber dem Vorbild Jesu

Aufstand, Abstand, Abbruch, Aufbruch. Um der Verwirrung der Gläubigen vorzubeugen, hat der Erzbischof von Köln wissen lassen, dass sich die Kirche keine Veränderung der Lehre abtrotzen lasse.

Im Gehorsam gegen über dem Vorbild Jesu könnten Frauen nicht zu Priesterinnen geweiht werden. Mamma Mia, Maria! Falls es Das Wort Fake-Oldies noch nicht gibt, müsste es erfunden werden. Jesus! Hat! Niemanden! Geweiht! Auch! Keine! Männer! Für Gleichberechtigung ist die Weiberweihe gar nicht nötig. Es reicht, wenn der Klerikerstand sich selbst abschafft.

Aus WDR 5, Diesseits von Eden, vom 31. März 2019


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