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Die neue Frauenfrage: Wohin mit dem Weib?

Gemäß der Theologie des Weibes aus der Feder von Dr. Oetker hat eine Frau zwei Lebensfragen: Was soll ich anziehen? Und: Was soll ich kochen?


Deutsche Bischöfe, die derzeit durch Rom reisen müssen, treiben erkennbar zwei andere Fragen um. Das Kochthema dürfte sich dank dienstbarer Ordensfrauen schnell erledigt haben. Die Kleiderfrage war zumindest für den erste Gala-Auftritt auch rasch geklärt. Mann entschied sich für rot. Rot wie, je nach kirchenpolitischer Orientierung, das Blut der Märtyrer und das Feuer des Heiligen Geistes, rot wie das im Dauerbetrieb leuchtende Licht vatikanischer Ampeln, das die einen freudig, die anderen traurig betrachten. Rot wie ein realistischer Blick auf allerlei alarmstufige Befunde. Rot wie der Pullover unter der Schürze von Dr. Oetkers puddingkochender Muster-Gattin Renate aus dem Werbespot der 1950er Jahre.


Bleiben die zwei wirklich wichtigen bischöflichen Fragen: Wo stehe ich beim Gruppenfoto? Und: Wohin mit der Frau?


Gestern veröffentlichte die Deutsche Bischofskonferenz die vorläufige Antwort, siehe oben.


Gemeinhin ist die römisch-katholische Kirche eine Institution mit klarer Rangordnung, auch bei Fototerminen. Kardinäle stehen ganz vorn, umkränzt von Erzbischöfen, dahinter jene Bischöfe ohne Vorsilbe, ganz hinten die Weihbischöfe.


Das aktuelle Bild aus dem Petersdom löst Irritation unter ordnungsbewussten Gläubigen aus. Zwei Erzbischöfe, aus Paderborn und Bamberg, kamen der DBK kurzfristig durch Rücktritt abhanden. Der Erzbischof von Berlin, Heiner Koch, versteckt sich in der zweiten Reihe. Der Kölner Amtsbruder, immerhin Kardinal, wird zur Suchaufgabe.


Gestaltete Mitte zwischen Luther und Petrus


Nur auf einen ist Verlass: auf Reinhard Marx. Der Erzbischof und Kardinal bildet die gestaltete Mitte zwischen Luther und Petrus. "Ich bin zwar nicht mehr Vorsitzender der Bischofs-Konferenz, aber - mein Gott!- hier stehe ich, ich kann nicht anders", sagt sein Blick. Der amtierende Vorsitzende hält bescheiden Abstand zu seinem Vorgänger, wie dereinst der Prinzgemahl zur Queen. Da wir gerade am Petrus-Grab sind, verraten die standfesten Marxschen Schuhe: Ich bin der Fels, auf den Jesus Christus seine Kirche bauen wollte.


Als ich zunächst flüchtig aufs Foto schaute, dachte ich an einer Stelle: Huch, da ist ja der Meisner wieder! Aber es war dann doch bloß ein mir unbekannter Weihbischof mit gestrenger Miene. Vermutlich bin ich ohnehin die einzige, die sich überhaupt noch an Joachim Meisner erinnert. Im Erzbistum Köln kennt ihn offiziell niemand mehr. Man sagt, er sei sehr autoritär gewesen, habe alles höchstpersönlich entschieden, war mit allem befasst und wurde so im Missbrauchsgutachten zum König der Pflichtverletzungen. Sein Nachfolger hingegen schätzt flache Hierarchien, von Chefsachen ahnt er nichts, weiß er nichts und ist nicht mit ihnen befasst. Auf dem Rom-Foto verschwindet Rainer Maria Woelki fast so vollständig hinter einem Kollegen, dass er hinterher sagen könnte, er sei gar nicht dabei gewesen.



Jetzt aber zur neuen Frauenfrage, die sich früher nicht stellte, als die knapp 70 Bischöfe noch mit einem geweihten Mann als Sekretär unterwegs waren. Aber seit eineinhalb Jahren ist Beate Gilles Generalsekretärin der Deutschen Bischofskonferenz. Das fordert bei Fototerminen die ansonsten inszenierungstechnisch versierte römisch-katholische Kirche heraus.


Wohin also mit der Frau?


Am Rande der diesjährigen Herbst-Vollversammlung postete die DBK ein Bild, das Beate Gilles im Dom von Fulda allein in einer langen Bankreihe im vorderen Mittelschiff zeigt. Die hochwürdigsten Herren saßen vollständig versammelt in weitem Abstand auf der anderen Seite. Ein episcopal distancing. Kleriker wissen eben nicht so genau, ob Frauen gefährlich sind. Deshalb die Sicherheitsentfernung, deshalb die Degradierung der Frau zum schwer geprüften Wesen. Das kurz vorher mit bischöflicher Mehrheit beschlossene Frauen-Papier des Synodalen Weges sendet einen Prüfauftrag nach Rom, während in Rom die 397. Diakoninnenmöglichkeitsprüfungskommission tagt.


Das Weib - das "andere Wesen", so heißt ein geniales Buch von Theresia Heimerl. So hätte auch das Foto heißen können. Ich nannte es #weiberabstand. Das Bild verschwand nach allerlei Spott schnell wieder aus den sozialen Netzwerken.


Nun haben die Herren gelernt und nehmen die Generalsekretärin in ihren Kreis auf. Aber gleichberechtigt aussehen, ohne es zu sein, das klappt nur bedingt: Die Bischöfe prunken feuerfarben, Beate Gilles trägt grau - und zieht alle Blicke auf sich. Das ist die Ungerechtigkeit im System. Das Schicksal der Einzigen. Frauen sind gleichwertig, aber nicht gleichartig, lehrte der Heilige Johannes Paul II. Praktisch katholisch heißt das: Der Mann trägt Kleid, die Frau Hosenanzug.


Rent-a-Woman


Vor einigen Jahren hatte ich das Vergnügen, einmal bei der "Unterkommission Frau" der Oberkomssion Seelsorge der Bischofskonferenz mitzudiskutieren. Pardon: Die Ehre, mitdiskutieren zu dürfen. So drückt man das, glaube ich, weiblich-demütig aus. Schon damals wurde das Fotoproblem angesprochen. Aus dem Kreis der Unterkommissionäre kam der Vorschlag, weibliche Wesen für Fotozwecke zu leihen. Rent-a-Woman. Die Idee wurde verworfen. Gemessen daran ist eine Generalsekretärin eine Rev-o-Lution.


Ungerechte Verhältnisse geben ungerechte Bilder ab. Gute Bilder gibt es erst, wenn beim nächsten Ad-Limina-Besuch römisch-katholische Bischöfinnen zum Kreis der DBK gehören. Immerhin hat sich die "Ich kann mir Frauen in Weihe-Ämtern vorstellen"-Fraktion in Gestalt von Franz-Josef Bode, Gebhard Fürst und Georg Bätzing schon jetzt hinter Reinhard Marx recht prominent in Position gestellt. Auch Bertram Meier, der sich nach eigenen Angaben sogar von Frauen beraten lässt, steht weit vorne.


Der rettende Pudding


Der Vatikan traut den Deutschen ohnehin das Schlimmste zu. Der Besuch beim Papst ist erst am Donnerstag. Vielleicht schaffen es die Herren noch, einige protestantische Bischöfinnen aus dem Hoheitsgebiet der EKD zur optischen und vor allem geistlichen Verstärkung dazu zu bitten. Dann hätte sich die päpstliche Dauer-Beschimpfung als "evangelische Kirche" wenigstens gelohnt.

Die feurigen Feministen im deutschen Episkopat könnten schon in Rom mit dem Weihen beginnen. Laut neuestem, von Franziskus geändertem Kirchenrecht zieht das die automatische Exkommunikation aller Beteiligten nach sich. Prüfen ist langweilig. No risk, no fun. Rot verpflichtet.


So wird es nicht kommen. Gleichberechtigung - das wäre dann doch zu rot, zu revolutionär, zu hart. Wie wusste schon Frau Renate in den Fünfzigern: Das allerwichtigste für IHN ist der Pudding.














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